Innovation heißt für uns, Probleme im Umfeld eines Unternehmens zu lösen, die zum jeweiligen Unternehmen passen. Wir legen also einen großen Fokus auf das aufspüren und genaue verstehen von Problem eines Marktes, einer Kundengruppe oder einer Gesellschaft.  Die Kernaufgabe von Organisationen besteht aus unserer Sicht darin, immer wieder neue Probleme außerhalb der Organisation aufzuspüren und sie in die Organisation zu tragen. Dort können dann Innovationsteams, losgelöst vom operativen Tagesgeschäft, an der Entwicklung neuer Lösungen arbeiten.  Das gelingt am besten, wenn ein einflussreicher Entscheider die Teams beschützt. Er hat selbst ein hohes Interesse daran hat, das genau dieses Problem gelöst wird. Wir nennen ihn den Problem Owner.
 

Das Problem legitimieren

Der Problem Owner sorgt dafür, dass ein neues Thema, ein neues Problem, das von außen in die Organisation kommt, einen festen Platz in der Organisation erhält. Er sorgt dafür, dass die Menschen, die zu dem Problem passen, gemeinsam ungestört an der Lösung arbeiten können. Und er schafft einen stabilen, sicheren Rahmen für das Innovationsteam, indem er es vor den Widerständen in der Organisation beschützt.  Aufgrund seiner formalen Machtposition stellt er sicher, dass das Thema so lange es notwendig ist, ein wichtiges Thema der Führungsmannschaft bleibt. Er fühlt sich im wahrsten Sinne verantwortlich und „legitimiert“ das Problem. Das heißt, er gibt dem Problem eine Daseinsberechtigung im Unternehmen.
 

Damit die Innovations-Puste nicht ausgeht

Manch einer wird sich vielleicht beim Lesen fragen:  Ist das wirklich notwendig, eine solche Rolle zu schaffen? Gute Teams finden schließlich von alleine neue Lösungsmöglichkeiten und sie sind auch in der Lage, sie dem Top-Management zu präsentieren. Stimmt! Aber so ein Innovationsprozess braucht seine Zeit und es gibt außerdem keine Garantie, dass aus Ideen erfolgreiche neue Geschäftsmodelle entstehen. Schließlich wird hier experimentiert und nicht nach Plan gearbeitet. Daher erleben wir oft, dass den Unternehmen auf halber Strecke die „Innovationspuste“ ausgeht und sie sich auf neue, spannender klingende Themen konzentrieren. Der Problem Owner soll das verhindern.
 

Problem Owner vermeidet Innovationstheater

Wenn ein Thema erst „gehypt“ wird und nach einigen Monaten und vielen Iterationen nur noch unter „Sonstiges“ auf der Agenda der Top-Führungsrunde steht, hat der schleichende Tod eines Innovations-Vorhabens bereits begonnen. Man merkt es häufig daran, dass die Team-Mitglieder plötzlich dringend im operativen Tagesgeschäft gebraucht werden und immer weniger Zeit für ihr Innovations-Thema haben. Gleichzeitig traut sich kaum eine Führungskraft, einem Team das „Aus“ zu erklären. Man will die engagierten, idealistischen und talentierten Mitarbeiter schließlich nicht demotivieren. Dabei spüren die Teams meistens sehr schnell, wie der Hase läuft. Wenn es für ein Thema wirklich keine vielversprechenden Lösungen gibt, dann kann der Problem Owner dafür sorgen, dass es ein schnelles Ende für ein Vorhaben gibt. Brauchen die Lösungsvorschläge einfach noch etwas Zeit, dann ist er der Fürsprecher, der das Thema in der Organisation aufrecht erhält.
 

„Problem Owner? Ne, ich bin lieber Problemlöser!“

Aber mal Hand aufs Herz: Wer möchte schon gerne „Problem Owner“ sein? In einer Wirtschaftswelt, in der es karriereförderlich ist,  das Wort „Probleme“ ganz aus dem Sprachschatz zu verbannen, wenn überhaupt, dann von „Herausforderungen“ zu sprechen und in der in jedem Fall „konkrete Lösungsansätze“ von einem Talent erwartet werden? Also vermutlich wollen das die wenigsten. Es spricht nichts dagegen, eine ganz andere Bezeichnung für diese Rolle zu wählen. Schließlich haben wir uns diesen Namen ausgedacht. Ganz egal wie wir ihn nennen: Wichtig ist, dass der Problem Owner das Problem nicht selbst löst. Er fühlt sich dafür verantwortlich, dass es gelöst werden kann. Die Lösungswege werden von den Innovationsteams erarbeitet.
 
Zusammengefasst hat der Problem Owner folgende Aufgaben und Funktionen:

Typische Aufgaben und Funktionen des Problem Owners

  • Der Problem Owner verfügt über genügend Macht, um über strategische Ausrichtung und die Investition in neue Geschäftsmodelle mit zu entscheiden
  • Er weiß intuitiv, welche Themen zu seiner Organisation passen und Potenzial haben.
  • Im Idealfall hat er selbst ein hohes persönliches Interesse daran, dass dieses Problem gelöst wird. Er fühlt sich von dem Problem provoziert.
  • Und er definiert es so konkret wie möglich. Damit gibt er dem oder den Innovationsteams den Rahmen für den Lösungsprozess vor.
  • Der Problem Owner ist nicht verantwortlich für die Ideen zur Lösung. Er beantwortet nicht die Frage nach dem „Wie?“.
  • Er findet ein oder mehrere Teams, die Ideen zur Lösung generieren. Dabei setzt er idealerweise auf die freiwillige Teilnahme von Mitarbeitern. Denn gerade zu Beginn des Prozesses ist es wichtig, möglichst viele Perspektiven auf das Problem zu erhalten.
  • Der Problem Owner schützt die Innovationsteams, die sich um die Lösung kümmern vor dem operativen Tagesgeschäft. Er sorgt dafür, dass die Teams ungestört und möglichst in Vollzeit an Lösungen arbeiten können.

Kurzum: Der Problem Owner ist für uns ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor, der zum gelingen von Innovation-Initiativen beitragen kann.